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21.10.2013

Ziele, Themenschwerpunkte und großes Engagement

Im Gespräch mit der neuen stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Verbandes für Physiotherapie, Stefanie Volsek:

Liebe Frau Volsek, seit dem 8. Oktober 2013 sind Sie kooptiertes Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Verbandes für Physiotherapie. Herzlichen Glückwunsch! Welche Themengebiete interessieren Sie am meisten?

Die Aufnahme in den Vorstand betrachte ich zunächst als Ehre und es erfüllt mich mit Stolz. Ich freue mich auf die kommenden Herausforderungen und Aufgaben, denen ich mich mit meiner beruflichen Erfahrung und meinem Engagement widmen will. Gerade der stationäre Bereich, in dem ich ja meine Herkunft verorte, und die Betreuung der angestellten Kolleginnen und Kollegen liegen mir sehr am Herzen. Die Orientierung am Mitarbeiter und die Wertschätzung ihrer Arbeit sind mir sehr wichtig. Kommunikation sowie Transparenz zu getroffenen Entscheidungen und vereinbarten Zielen sind Themen für mich, die sowohl in meinem klinischen Alltag als auch im Rahmen der Verbandsarbeit gleichermaßen bedeutsam sind.

1. Wo werden Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen?

Vordringlich ist für mich, Physiotherapie-Leistungen in den Krankenhäusern künftig besser als bisher innerhalb des DRG-Systems abzubilden. Es ist zu prüfen, ob und wie es möglich ist, eigenständige Erlöse für diese Leistungen zu erreichen – und zwar abgesehen von den bisherigen OPS, in denen sich physiotherapeutische Leistungen schon jetzt zum Teil separat wiederfinden.
Generell geht es mir darum, zielorientiert und in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen an der Basis zusammenzuarbeiten. Ich erachte es als wichtige Aufgabe, im engen Kontakt mit unseren Landesverbänden an Problemlösungen zu arbeiten, den Qualitätsstandard unserer Leistungen zu sichern sowie die bestmögliche Ausbildung von Physiotherapeuten zu fördern und zu unterstützen. Meine bisherigen Erfahrungen in der Ausbildungsarbeit als Dozentin in Palliative Care für Physiotherapeuten und Pflege sowie im überbetrieblichen Führungskräfteverbund will ich hier einfließen lassen.
Ich werde auch das Thema Palliativmedizin im Blick behalten. Denn, die "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland" hat auch der Deutsche Verband für Physiotherapie unterzeichnet. Es ist wichtig, die Inhalte aus physiotherapeutischer Sicht der Öffentlichkeit näher zu bringen und darüber aufzuklären, was Physiotherapeuten auf diesem Gebiet für Sterbende leisten können.

Ganz persönlich möchte ich in enger Zusammenarbeit mit meinem Landesverband Hamburg/Schleswig-Holstein Kontakt zur Pflegekammer Schleswig-Holstein aufbauen und Erfahrungen austauschen, wie man sich im Land positioniert und was sich daraus für die Physiotherapie ergeben kann.

2. Sie sind im stationären Bereich tätig und haben die Gesamtleitung der Zentralen Einrichtung für Physiotherapie und Physikalische Therapie am UKSH Campus Lübeck/Campus Kiel. Was sagen denn die Kollegen zu Ihrem neuen Engagement als Interessensvertreterin der Physiotherapeuten?

Auf meine Berufung in den Vorstand haben sowohl meine Kolleginnen und Kollegen in den Teams als auch Fachleitungen und das Managements durchweg mit Respekt, angesichts der zeitlichen Beanspruchung aber auch mit Bewunderung reagiert. Einige Kollegen nahmen die Nachricht positiv auf, weil sie künftig auf zusätzliche Informationen vom Verband „aus erster Hand“ vertrauen.

3. Physiotherapeuten sind im stationären Bereich unverzichtbar. Das wissen wir alle. Leider ist Physiotherapie nicht entsprechend abgebildet in der Honorierung der Krankhäuser – das Standing der Kolleginnen und Kollegen dadurch erschwert. Wie schätzen Sie die Situation aktuell ein?

Die aktuelle Situation gibt Anlass zu ernsthafter Besorgnis. Ein Grund ist sicherlich darin zu sehen, dass ökonomischen Kriterien wie Wirtschaftlichkeit im Krankenhaus-Betrieb und in der Patientenversorgung eine erhöhte Bedeutung zukommt - und das bei fehlenden Erlösen. Beides passt schlecht zusammen, und es steht in Krankenhäusern immer wieder die Frage im Raum, ob Leistungen wie „Mobilisation“ nicht auch durch externe beziehungsweise kostengünstigere Kräfte gewährleistet werden können. Aus meiner Sicht kommt es zukünftig darauf an, die Interessen aller Beteiligten auszutarieren: Das Bewusstsein dieser Problemlage ist auf Seiten der Ärzteschaft durchaus da, aus kaufmännischer Sicht stehen jedoch zu sehr Zahlen und Kennziffern im Vordergrund, da muss es meiner Ansicht nach ein intensiveres Zusammenspiel geben und die Wirksamkeit physiotherapeutischer Maßnahmen transparent dargestellt werden.

Meiner persönlichen Überzeugung nach stellt Physiotherapie eine Kernleistung in der stationären Versorgung dar, ist also Bestandteil der primären Krankenversorgung und kann nicht einfach von extern eingekauft werden. Sie gehört unabdingbar als Kernkompetenz in eine Klinik. Denn es muss eine enge interdisziplinäre Arbeit zwischen Pflegekräften, Ärzten und weiteren Berufsgruppen gewährleistet sein. Nur dann lässt sich ein optimales Behandlungsergebnis im Sinne der Verweildauersteuerung erreichen.

4. Was antworten Sie einem angestellten Kollegen, wenn er wissen möchte, warum er Mitglied im Berufsverband sein sollte?

Ihr oder ihm sage ich: Durch Ihre Mitgliedschaft erteilen Sie uns als Verbandsvertreter den Auftrag, Ihre Interessen gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik und den Kostenträgern zu vertreten. Diesem Auftrag kommen wir mit viel Engagement nach. Denn: Sie als Mitglied ermöglichen es dem Verband durch Ihren Beitrag die Interessen der Physiotherapeuten vertreten zu können. Außerdem versorgen wir unsere Mitglieder fortlaufend mit neuesten Informationen zu allen relevanten Themen. Wir beraten individuell und betreuen unsere Mitglieder unter anderem auch bei arbeitsrechtlichen Fragen. Das sind nur einige Gründe, die für eine Mitgliedschaft sprechen.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihrer Vorstandstätigkeit!

Das Gespräch führte Ute Merz, Physiotherapeutin und Pressereferentin des Deutschen Verbandes für Physiotherapie (ZVK).