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02.05.2023

Was wir machen, wer wir sind

In unserer Serie, in der wir in loser Reihenfolge die große Bandbreite der Tätigkeitsfelder von Physiotherapeuten und -therapeutinnen zeigen, stellen wir heute Beate Konietzko vor, Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Atemphysiotherapie von PHYSIO-DEUTSCHLAND und seit über 30 Jahren als Physiotherapeutin tätig.

Den Atem fließen lassen…

Einatmen – ausatmen, aber die Arbeit einer Atemphysiotherapeutin ist so viel mehr als nur Yoga-Übungen, auch wenn der Titel Atemphysiotherapie nicht geschützt ist. Beate Konietzko, die über 10 Jahre am Uni Klinikum in Essen in der Pädiatrie gearbeitet hat, möchte mit diesem Vorurteil ausräumen. 
"Auch viele Lungenfachärzte und – ärztinnen haben uns nicht wirklich auf dem Schirm und da müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten", sagt Beate Konietzko. Denn der intensive und fachliche Austausch und der Kontakt zu den überweisenden Pneumologen und Pneumologinnen ist für die Arbeit enorm wichtig, auch um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.
Daher ist ein Schwerpunkt der AG Atemphysiotherapie die Arbeit und Weiterentwicklung eines Modulfortbildungssystems, um die Atemphysiotherapie bei den Nachwuchsphysiotherapeuten und -therapeutinnen auf eine fundierte Basis zu stellen.

Die jungen Physios "anzünden" 

Wer für seine Arbeit brennt, wie Beate Konietzko, der möchte gerne seine Leidenschaft weitergeben und möglichst viele der neuen Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen für den Bereich der Atemphysiotherapie gewinnen. In der allgemeinen Ausbildung wird das Thema leider oft eher stiefmütterlich behandelt, wie Beate Konietzko feststellt. "Wir wollen die Atemphysiotherapie in einem größeren Umfang in die Ausbildung integrieren, das ist uns wichtig", so Beate Konietzko. "Leider arbeitet der Nachwuchs lieber mit Gelenken als mit Sekret", bedauert sie, "doch wir versuchen durch eine fachliche Verbesserung der Lehre dem entgegenzuwirken."

Zuwendung und Abgrenzung

Viele ihrer Patienten und Patientinnen sind chronisch krank und Beate Konietzko behandelt sie über einen sehr langen Zeitraum. Da bleibt es nicht aus, dass eine engere Beziehung entsteht und die professionelle Distanz manchmal fehlt. Wie die professionelle Distanz gewahrt werden kann und muss, ist ein Umstand, der Beate Konietzkos Meinung nach zu wenig in der Ausbildung berücksichtigt wird. "Wenn eine Patientin mit einer großen Erwartungshaltung kommt und mir sagt, "Sie sind mein Mittwochstermin, der tut mir einfach gut", und von weit mehr erzählt, als nur von ihren Beschwerden, dann musste ich lernen, mich zu distanzieren und versuchen, dass keine Abhängigkeit entsteht, die beiden nicht gut tut", so Beate Konietzko.

Hilfe zur Selbsthilfe

Atemphysiotherapie unterstützt die Behandlung chronischer Atemwegs- und Lungenerkrankungen wie Asthma, COPD und Mukoviszidose. Primäres Ziel ist die Wiederherstellung einer möglichst uneingeschränkten Atmung. Das funktionelle Problem erkennen und dafür Sorge tragen, dass der Patient besser Luft bekommt, die Patientin es leichter die Treppe herauf schafft. Das ist mit Arbeit verbunden – Arbeit, die auch die Kranken leisten müssen, aber nicht unbedingt einsehen. Dann sind die Patienten und Patientinnen erstaunt, dass sie selbst arbeiten müssen und auch für zuhause Aufgaben bekommen. "Egal, ob ich Probleme am Rücken oder an Gelenken oder an der Lunge habe, nur einmal in der Woche "beturnt" zu werden, hilft leider gar nichts," sagt Beate Konietzko und wird schon mal belächelt, dass sie so viel spricht bei der Behandlung. "Mir ist wichtig, dass mein Gegenüber versteht, warum er welche Übungen machen soll und wie wichtig es ist, dass er daheim übt," lacht Beate Konietzko.

Money money money

Abba hat leicht singen. Die meisten Physios können eher ein Lied davon singen, dass, egal wie viele Zertifikate und Zusatzausbildungen sie haben, es sich am Ende finanziell nicht wirklich rechnet. Da geht es den Atemphysios nicht anders. Dennoch würde Beate Konietzko den Beruf immer wieder wählen, denn die Arbeit mit den Menschen gefällt ihr nach all den Jahren immer noch sehr gut. Auch die Tatsache, dass sie immer noch dazulernt und immer noch Aha-Erlebnisse hat, macht den Beruf so interessant. "Vielleicht muss man ein bisschen verrückt sein, dass man sich das antut", lacht sie. 

Durch Corona viel gelernt

Dabei meint Beate Konietzko nicht in erster Linie mehr über Covid und Longcovid erfahren zu haben, auch wenn die Lunge zeitweilig sehr in den Focus der Medien getreten ist, sondern mehr über Technik wie zum Beispiel Zoom zu lernen, die plötzlich gefragt war. Da die 95 Mitglieder der AG Atemphysiotherapie über ganz Deutschland verteilt agieren, ist das miteinander kommunizieren einfacher geworden und die Technik plötzlich für alle selbstverständlich. Trotz guter Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft durch den Verband, fehlt der ehrenamtliche Nachwuchs. "Dabei bringt die Arbeit in der Gruppe mich immer noch weiter und ich lerne dazu, das ist das Spannende daran," sagt Beate Konietzko und lädt alle Interessierten ein, sich auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft umzuschauen.
Wenn Sie mehr über die AG Atemphysiotherapie von PHYSO-DEUTSCHLAND erfahren möchten, schreiben Sie an ag-atemphysiotherapie(at)physio-deutschland.de oder schauen Sie auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft im Internet vorbei.