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22.11.2013

Umfrage der Bertelsmann Stiftung:

Patienten reagieren aufgeschlossen auf Heilkundeübertragung an nicht-ärztliche Gesundheitsberufe

Die Bertelsmann Stiftung hat im Rahmen des Gesundheitsmonitors 2013 mit Unterstützung der Barmer GEK erstmals Patienten mit ausgewählten Diagnosen nach ihren Erwartungen und Befürchtungen der Versicherten bei einer Übertragung von Heilkunde befragt. Die Ergebnisse der Befragung wurden Ende Oktober am Rande eines Kongresses zum Einsatz arztentlastender Fachkräfte in Berlin vorgestellt:

  • 63 Prozent der Befragten signalisierten generelle Bereitschaft, sich von Angehörigen anderer Gesundheitsberufe anstelle eines Arztes versorgen zu lassen.

  • Bei den Versicherten, die bereits erste Erfahrungen mit der medizinischen Betreuung durch nicht-ärztliche Gesundheitsfachkräfte sammeln konnten, lag die Bereitschaft sogar bei 79 Prozent.

Neue Aufgabenverteilung muss endlich kommen

"Wir sind davon überzeugt, dass die positive Beurteilung der Patienten neuen Schwung in die Gespräche und Diskussionen mit den Ärzten und sonstigen Verantwortlichen im Gesundheitssystem über die neue Aufgabenverteilung bringen wird", erklärt Ute Mattfeld, Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie.

Noch vor einigen Jahren war die Substitution und Delegation von ärztlichen Leistungen für viele Arztfunktionäre undenkbar. Schritt für Schritt ändert sich die Einschätzung dazu. Den Anfang hat der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen bereits im Jahr 2000/2001 gemacht, in dem er schon vor mehr als zehn Jahren auf eine bestehende Über-, Unter- und Fehlversorgung hingewiesen hat. In seinem Gutachten 2007 hat er dann folgerichtig eine Weiterentwicklung und Neuverteilung der Aufgaben im Gesundheitssystem gefordert. Diese Forderung hat der Wissenschaftsrat 2012 aufgegriffen: Der Wissenschaftsrat fordert eine neue Aufgabenverteilung der Gesundheitsberufe. Der Mediziner und Vorsitzende des Medizinausschusses des Wissenschaftsrates, Professor Hans-Jochen Heinze, bestätigt immer wieder die Einschätzung des Wissenschaftsrates, dass der demografische Wandel der Gesellschaft unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellt. Aus Sicht des Rates benötigen die Menschen in Zukunft nicht nur mehr sondern auch andere Leistungen. Im Oktober 2013 forderte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, mehr Offenheit von der Ärzteschaft: "Ärzte und Patienten müssen mehr Vertrauen in die Fähigkeiten anderer gut ausgebildeter Heilberufe setzen."

Ergebnisse liefern Einblicke auf Vorteile

Die Teilnehmer der Bertelsmann-Umfrage waren chronisch Kranke, die die Vor- und Nachteile unseres Gesundheitssystems täglich am eigenen Leib spüren. Die Betroffenen erkennen in einer neuen Aufgabenverteilung unter den Gesundheitsfachberufen durchaus Vorteile für sich. So gehen nämlich beispielsweis 62 Prozent davon aus, dass Wartezeiten "auf jeden Fall oder wahrscheinlich" verkürzt werden. Bei Patienten, die bereits Erfahrungen bei der Inanspruchnahme von delegierten Leistungen haben, gehen sogar 72 Prozent von kürzeren Wartezeiten aus. Auch die Beratungsleistung der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe stuften die Teilnehmer der Befragung als sehr positiv ein.

"Die Fakten aus In- und Ausland bestätigen uns in unserer Überzeugung: Die Menschen werden immer älter und es wird regionale Engpässe in der medizinischen Versorgung geben. Die Physiotherapeuten können mithilfe von neuen Ansätzen einen Beitrag leisten, um die Versorgungssituation nicht nur zu sichern, sondern nachweislich zu verbessern", betont Ute Mattfeld.

Weitere Informationen zur Umfrage der Bertelsmann Stiftung und dem Gesundheitsmonitor gibt es im Internet unter: www.bertelsmannstiftung.de/gesundheitsmonitor.