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14.11.2025 – Bundesverband

7. SHV-TherapieGipfel: volles Haus und intensiver Austausch

Am 12. November 2025 stand der 7. TherapieGipfel des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände (SHV) unter dem Motto „Handeln statt reden“. Miteinander statt übereinander reden – genau das sicherte die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken den rund 500 Teilnehmenden in ihrem Grußwort im Langenbeck-Virchow Hörsaal in Berlin zu.
Foto: axentis | georg j. lopata

In seiner Begrüßungsrede unterstrich Andreas Pfeiffer, Vorsitzender des SHV, das Potenzial der Heilmittelerbringer und den Anspruch, Effizienz und Kompetenz weiter zu gestalten. Er begrüßt ausdrücklich, dass die Ministerin in der aktuellen Debatte der künftigen Ausgestaltung des Gesundheitswesens von Primärversorgung und nicht von Primärarztversorgung spricht, wie es im Koalitionsvertrag steht. Das ermöglicht ein gemeinsames Arbeiten an einer interprofessionellen Ausrichtung der Versorgung und ist somit die Grundlage für moderne Versorgungsansätze.

  

Großer Dank und konstruktive Zusammenarbeit

Die Bundesgesundheitsministerin sprach den Anwesenden – stellvertretend für alle Berufsangehörigen – ihren großen Dank für ihr fachliches Engagement aus. Die Heilmittelerbringer und ihre Arbeit seien ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung, betonte Nina Warken. Sie habe sich sehr über die Einladung zum diesjährigen TherapieGipfel des SHV gefreut. Dies war eines der ersten Schreiben, das die Ministerin bereits einen Tag nach ihrem Amtsantritt im Mai erreicht hatte.

  

Reformen erforderlich und in Arbeit

Keinen Zweifel ließ die Bundesgesundheitsministerin am enormen Reformbedarf im Gesundheitswesen. Im Heilmittelbereich sei die Reform der Berufsgesetze längst überfällig. Hier ist bereits in der letzten Legislaturperiode sehr viel Vorarbeit geleistet worden. Die neue Bundesregierung will dies nun aufgreifen und weiterbearbeiten. Die Umsetzung setzt allerdings Rahmenbedingungen voraus, die finanziert werden müssen, so die Ministerin. Hierzu finden Gespräche mit den Bundesländern statt. Auf Nachfrage der Moderatorin, Sabine Rieser, bestätigte die Ministerin, 2026 ein neues Berufsgesetz für die Physiotherapie umsetzen zu wollen.  Weitere Schritte für andere Heilmittelberufsgesetze sind aus ihrer Sicht zwar denkbar, aber dazu sind Regelungen mit den Bundesländern erforderlich.

Die Ministerin betonte, dass gerade im Heilmittelbereich Reformen bereits gegriffen haben: So hat beispielsweise das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) höhere Vergütungen im Heilmittelbereich möglich gemacht und mit der Blankoverordnung den Einstieg dazu geliefert Versorgung individueller zu gestalten, so die Ministerin.

  

Versorgung neu denken

Versorgung neu denken, das möchte die Ministerin im Rahmen der Ausgestaltung einer neuen Primärversorgung im Gesundheitswesen. Hier gebe es viel Potenzial, das es zu heben gilt – für eine bessere Steuerung und eine Verzahnung der Leistungserbringung im System. Schon bald soll eine konkrete Arbeitsphase mit Workshops und Gesprächen im Ministerium dazu starten, an der auch der SHV aktiv beteiligt wird. Man habe viele Fragestellungen in den vergangenen Monaten erarbeitet. Im nächsten Schritt geht es nun darum, Antworten zu finden und in die Umsetzung zu gehen.

Der Rede von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken schlossen sich zwei thematische Podiumsrunden an. Zunächst griff Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, in einem Impulsvortrag seine Vorstellung einer primärärztlichen Versorgung auf. Unter dem Motto „Primär versorgt – im Team für die Patienten‘‘ diskutierten im Anschluss Serdar Yüksel MdB, SPD, Mitglied im Gesundheitsausschuss, Boris von Maydell, Vertreter des Vorstands und Leiter der Abteilung Ambulante Versorgung (VdEK), Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Managed Care (BMC) und Sebastian John, Geschäftsführer Hausärztinnen- und Hausärzteverband, über Vorschläge und Ideen zur Umsetzung einer Primärversorgung.

Im sogenannten Fishbowlprinzip brachten sich wechselweise für den SHV-Vorstand Andreas Pfeiffer (DVE), Stephan Olbrich (dbl) und Manuela Pintarelli-Rauschenbach (VPT) in die Diskussion ein. Eine Umsetzung eines Primärversorgungssystems unter Einbeziehung der Heilmittelerbringer sei wichtig und könne die Versorgung verbessern. Das unterstrich auch Prof. Dr. Clarissa Kurscheid, unparteiisches Mitglied der Heilmittel-Schiedsstelle, die auf die bereits funktionierende Einbeziehung von Heilmittelerbringern im Rahmen der diversen Versorgungspfade hinwies. Sedar Yüksel brachte es am Ende der ersten Diskussionsrunde auf den Punkt: „Wir haben kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit“!

  

Blick über den Tellerrand

Nach einer kurzen Pause, die die Teilnehmenden zum regen Austausch und Netzwerken nutzten, eröffnete der Physiotherapeut Uwe Hallmann die zweite Podiumsrunde „Therapie-direkt: international bewährt – jetzt für Deutschland“ mit einem Einblick in physiotherapeutische Regelungen im Ausland. Regelungen in Skandinavien ermöglichen es entsprechend qualifizierten Physiotherapeuten, viel direkter in die Versorgung eingebunden zu sein. Die Erfahrungen zeigen, dass die Arbeit im Team die Gesundheitsversorgung der Menschen durch die gezielte Nutzung von Kompetenzen und eine zielgerichtete Steuerung verbessern und ihre Effizienz steigern kann. Ursula Jahn‐Zöhrens, Mitglied im Präsidium Deutscher Hebammenverband, berichtete über die Erfahrungen der Hebammen in den letzten Jahren. Der Weg sei alles andere als einfach gewesen. Dank einer EU-Richtlinie gelang der Sprung hin zu einer akademischen Ausbildung. Bereits nach Abschluss von zwei Ausbildungs-Kohorten zeigt sich die Attraktivitätssteigerung des Berufsbildes. Ursula Jahn-Zöhrens betonte, dass die Überwindung von Hierarchien nur durch eine Kommunikation auf Augenhöhe gelingen kann. Dr. Jörg Ansorg, Geschäftsführer des Bundesverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie, unterstrich die Wichtigkeit einer leitliniengerechten Versorgung der Patienten und sieht darin durchaus Chancen die interprofessionelle Zusammenarbeit weiter zu stärken. Wieder im neuen Fishbowlformat untermauerten Andrea Rädlein (Physio Deutschland), Ute Repschläger (IFK) und Katrin Schubert (dbs) in ihren Redebeiträgen die Chancen des Direktzugangs aus den verschiedenen Blickwinkeln der Heilmittelbreiche.

Mit viel Applaus und einem Dank an alle Beteiligten endete die gut dreistündige berufspolitische Veranstaltung mit Schlussworten von Andreas Pfeiffer.

  

Forderungen und Arbeitsfelder des SHV klar

Traditionell informiert der SHV-Vorstand die Presse im Rahmen eines Pressegesprächs am Rande des TherapieGipfels zu den aktuellen Positionen, Forderungen sowie den Handlungsfeldern des SHV. Acht Kernsätze bestimmen die berufspolitischen Aktivitäten der sieben Mitgliedsverbände des SHV: Gerade die Einbindung als eigenständiger Partner im Primärsystem, die Umsetzung des Direktzugangs, das Voranbringen der Digitalisierung und der damit längst überfällige Bürokratieabbau sind einige der Forderungen, an deren Umsetzung der SHV weiter mit Nachdruck arbeitet.

  

Positives Fazit – berufspolitische Arbeit geht weiter

Nach dem 7. TherapieGipfel mit Besuch der Bundesgesundheitsministerin und zwei fachlich-inhaltlich Podiumsrunden zu den versorgungsrelevanten Fragen Primärversorgung und Direktzugang kann und wird der SHV gestärkt für die Heilmittelbranche die berufspolitische Arbeit fortsetzen.

Nach dem TherapieGipfel ist vor dem TherapieGipfel: Der TherapieGipfel 2026 findet voraussichtlich am 11. November 2026 wieder im Langenbeck-Virchow Hörsaal in Berlin statt.