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Modernisierung der Berufsgesetze: Im Gespräch mit Uwe Eisner zum Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz
Am 22. und 23. Juni 2022 tagte die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der Bundesländer in Magdeburg unter dem Vorsitz von Gabriele Grimm-Benne, der Gastgeberin und Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in Sachsen-Anhalt.
Die Ministerin betont, dass sie auf eine Verbesserung der Bedingungen für alle Gesundheitsberufe hinwirken und die Rahmenbedingungen für die Ausbildung, die Arbeitsbedingungen, die interprofessionelle Zusammenarbeit und die Vergütungen als Gesamtbetrachtung aller Gesundheitsberufe in den Blick nehmen möchte. Unter Top 22.1 der GMK ging es deshalb um den Stillstand bei den dringend notwendigen Reformen in den Pflege- und Gesundheitsberufen.
Auf der Beschlussseite der GMK heißt es nun zu diesem Tagesordnungspunkt:
Die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren für Gesundheit der Länder fassen folgenden Beschluss:
Die GMK bittet den Bund, den Stau bei den dringend notwendigen Reformen und gesetzlichen Anpassungen in den Pflege- und Gesundheitsfachberufen mit zeitlicher Staffelung zu beenden.
Weiter bittet die GMK den Bund, zeitnah einen verbindlichen Zeitplan für die notwendigen Reformen und Anpassungsbedarfe vorzulegen und die Länder in die weitere Umsetzung umfassend einzubeziehen.
Soweit so gut! Aber was genau bedeutet das denn nun für die Therapieberufe und die weiteren politischen Schritte. Darüber sprechen wir mit Uwe Eisner, stellvertretender Vorsitzender von PHYSIO-DEUTSCHLAND.
Lieber Uwe, bist Du zufrieden mit dem Beschluss der GMK für die Modernisierung der Therapieberufe?
Es ist gut und wichtig, dass sich die GMK mit diesem Thema beschäftigt und auf den dringenden Handlungsbedarf hingewiesen hat, verbunden mit der Aufforderung an das Bundesministerium für Gesundheit, hier tätig zu werden. voranzumachen.
Hättest Du Dir ein klareres Signal der Länder in Richtung Akademisierung gewünscht?
Grundsätzlich stehen die Bundesländer der Akademisierung nicht ablehnend gegenüber. Allerdings haben einige den Mehrwert einer regelhaften hochschulischen Ausbildung von allen zukünftigen Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten noch nicht verinnerlicht.
Sind denn die Bundesländer aktuell am Zuge, etwas zu tun?
Ja, sie sollten aus unserer Sicht schon heute viel stärker als bislang in therapeutische Studienplätze in ihren Ländern investieren und neue Studienplätze schaffen. Denn: Damit unterstützen sie die Weiterentwicklung der therapeutischen Versorgung ihrer Wählerinnen und Wähler und sie machen die Therapieberufe für junge Menschen attraktiver.
Ziehen sich die Länder mit dem Beschluss aus der Verantwortung?
Nein, das sehe ich nicht so. Das Gesundheitsministerium hat bei der Reform der Berufsgesetze eine zentrale Rolle. Dort laufen die Fäden für die Umsetzung der Gesetzgebung für eine Modernisierung der Therapieberufe zusammen. Wir haben dort unsere Papiere zur Ausgestaltung der hochschulischen Ausbildung und einer möglichen Übergangsphase von zehn Jahren eingereicht. Darüber hinaus haben wir gegenüber der Arbeitsebene des Ministeriums die Argumente in einem Konsultationsverfahren untermauert. Als nächster Schritt muss nun ein Referentenentwurf für ein neues Gesetz folgen. Dieser sollte aus unserer Sicht zukunftsweisend sein, in dem er dem Nebeneinander von akademischer und fachschulischer Ausbildung perspektivisch in zehn Jahren ein Ende setzt.
Warum?
Unser Berufsgesetz ist aus dem Jahr 1994, also fast 30 Jahre alt. Damals waren die Bedarfe der therapeutischen Versorgung anders. Mittlerweile hat die Wissenschaft auch in der Physiotherapie in Deutschland Einzug gehalten. Dieses zarte Pflänzchen liefert bereits viele therapeutische Erkenntnisse, die in den Ausbildungen nicht regelhaft Einzug finden. Das darf nicht länger so bleiben. Deshalb muss das nächste Berufsgesetz die Grundlage für eine regelhaften hochschulischen Ausbildung legen. Damit verankern wir die Nutzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Praxis und legen den Grundstein für den Ausbau physiotherapeutischer Forschung in Deutschland. Beide Aspekte sichern eine bedarfsorientierte therapeutische Versorgung. Unser Beruf wird dadurch vielfältiger und attraktiver. Dafür machen wir uns als PHYSIO-DEUTSCHLAND stark!
Vielen Dank für das Gespräch.
Haben Sie Fragen rund um die Modernisierung der Berufsgesetze? Dann schreiben Sie gerne an info(at)physio-deutschland.de.
Mehr Informationen zur Vollakademisierung und warum diese für die Therapierufe so wichtig ist, gibt es auf der Internetseite des Bündnisses Therapieberufe an die Hochschulen unter https://buendnis-therapieberufe.de/. Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Forderung mit einer Unterschrift unterstützen würden – unser Motto #zusammenTun!
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